Fritz Posted January 16, 2022 Share Posted January 16, 2022 Wilhelm Busch, Selbstporträt Max und Moritz und die Lausbubengeschichten Max und Moritz machten beide, Als sie lebten, keine Freude: Bildlich siehst du jetzt die Possen, Die in Wirklichkeit verdrossen, Mit behaglichem Gekicher, Weil du selbst vor ihnen sicher. Aber das bedenke stets: Wie man's treibt, mein Kind, so geht's. Die, anstatt durch weise Lehren Sich zum Guten zu bekehren, Oftmals noch darüber lachten Und sich heimlich lustig machten. Ja, zur Übeltätigkeit, Ja, dazu ist man bereit! Menschen necken, Tiere quälen, Äpfel, Birnen, Zwetschgen stehlen, Das ist freilich angenehmer Und dazu auch viel bequemer, Als in Kirche oder Schule Festzusitzen auf dem Stuhle. Aber wehe, wehe, wehe! Wenn ich auf das Ende sehe!! Ach, das war ein schlimmes Ding, Wie es Max und Moritz ging! Drum ist hier, was sie getrieben, Abgemalt und aufgeschrieben. Die fromme Helene, story and pictures Der hohle Zahn (series) 3 Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
Fritz Posted January 16, 2022 Author Share Posted January 16, 2022 W.B.: Zitate u. Gedichte Drum soll ein Kind die weisen Lehren der alten Leute hochverehren! Die haben alles hinter sich und sind, gottlob! recht tugendlich. Armer Haushalt Weh, wer ohne rechte Mittel Sich der Poesie vermählt! Täglich dünner wird der Kittel, Und die Milch im Hause fehlt. Ängstlich schwitzend muß er sitzen, Fort ist seine Seelenruh, Und vergeblich an den Zitzen Zupft er seine magre Kuh. Oft findet man nicht den Genuß, Den man mit Recht erwarten muß Es saßen einstens beieinand zwei Knaben, Fritz und Ferdinand. Da sprach der Fritz:"Nun gib mal acht, was ich geträumt vergangne Nacht. – "Ich stieg in einen schönen Wagen, der war mit Gold beschlagen. Zwei Englein spannten sich davor, die zogen mich zum Himmelstor. Gleich kamst du auch und wolltest mit und sprängest auf den Kutschentritt, jedoch ein Teufel schwarz und groß, der nahm dich hinten bei der Hos' und hat dich in die Höll' getragen. Es war sehr lustig, muß ich sagen." – So hübsch nun dieses Traumgesicht, dem Ferdinand gefiel es nicht. Schlapp! schlug er Fritzen an das Ohr, daß er die Zippelmütz' verlor. Der Fritz, der dies verdrießlich fand, haut wiederum den Ferdinand; und jetzt entsteht ein Handgemenge, sehr schmerzlich und von großer Länge. – So geht durch wesenlose Träume gar oft die Freundschaft aus dem Leime. Die alte Sorge: Er kriegte Geld, die Sorge wich, die ihn bisher beklommen. er hat die Jungfer Fröhlich sich zu seinem Schatz genommen. Sie tranken Wein, sie aßen fein, sie sangen zum Klaviere; doch wie sie sich so recht erfreun, da klopft es an die Türe. Die alte Sorge war's, o weh, die magerste der Sorgen. sie setzte sich ins Kanapee und wünschte Guten Morgen Die fromme Helene Erstes Kapitel LENCHEN KOMMT AUFS LAND Wie der Wind in Trauerweiden Tönt des frommen Sängers Lied, Wenn er auf die Lasterfreuden In den großen Städten sieht. Ach, die sittenlose Presse! Tut sie nicht in früher Stund All die sündlichen Exzesse Schon den Bürgersleuten kund?! Offenbach ist im Thalia, Hier sind Bälle, da Konzerts. Annchen, Hannchen und Maria Hüpft vor Freuden schon das Herz. Kaum trank man die letzte Tasse, Putzt man schon den ird'schen Leib. Auf dem Walle, auf der Gasse Wimmelt man zum Zeitvertreib. Wie sie schauen, wie sie grüßen! Hier die zierlichen Mosjös, Dort die Damen mit den süßen, Himmlisch hohen Prachtpopös. Und der Jud mit krummer Ferse, Krummer Nas' und krummer Hos' Schlängelt sich zur hohen Börse Tiefverderbt und seelenlos. Schweigen will ich von Lokalen, Wo der Böse nächtlich praßt, Wo im Kreis der Liberalen Man den Heil'gen Vater haßt. Schweigen will ich von Konzerten, Wo der Kenner hoch entzückt Mit dem seelenvoll-verklärten Opernglase um sich blickt, Wo mit weichen Wogebusen Man schön warm beisammen sitzt, Wo der hehre Chor der Musen, Wo Apollo selber schwitzt. Schweigen will ich vom Theater, Wie von da, des Abends spät, Schöne Mutter, alter Vater Arm in Arm nach Hause geht. Zwar man zeuget viele Kinder, Doch man denket nichts dabei. Und die Kinder werden Sünder, Wenn's den Eltern einerlei. »Komm Helenchen!« sprach der brave Vormund - »Komm, mein liebes Kind! Komm aufs Land, wo sanfte Schafe Und die frommen Lämmer sind. Da ist Onkel, da ist Tante, Da ist Tugend und Verstand, Da sind deine Anverwandte!« So kam Lenchen auf das Land. Sechzehntes Kapitel DIE VERSUCHUNG Es ist ein Brauch von alters her: Wer Sorgen hat, hat auch Likör! »Nein!« - ruft Helene - »Aber nun Will ich's auch ganz - und ganz - und ganz - und ganz gewiß nicht wieder tun!« Sie kniet von ferne fromm und frisch. Die Flasche stehet auf dem Tisch. Es läßt sich knien auch ohne Pult. Die Flasche wartet mit Geduld. Man liest nicht gerne weit vom Licht. Die Flasche glänzt und rührt sich nicht. Oft liest man mehr als wie genug. Die Flasche ist kein Liederbuch. Gefährlich ist des Freundes Nähe. O Lene, Lene! Wehe, wehe! O sieh! - Im sel'gen Nachtgewande Erscheint die jüngstverstorb'ne Tante. Mit geisterhaftem Schmerzgetöne - »Helene!« - ruft sie - »Oh, Helene!!!« Umsonst! - Es fällt die Lampe um, Gefüllt mit dem Petroleum. Und hilflos und mit Angstgewimmer Verkohlt dies fromme Frauenzimmer. Hier sieht man ihre Trümmer rauchen, Der Rest ist nicht mehr zu gebrauchen. 3 Quote Link to comment Share on other sites More sharing options...
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